Wieder macht das Facebook-Team von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) einen unnötigen Patzer. Nachdem unlängst ein Beitrag nachträglich bearbeitet werden musste, weil er den Anschein machte, vom Kanzler selbst zu stammen obwohl dieser zur selben Zeit das Bett hüten musste, machen sich die Betreuer der Seite jetzt über einen Beitrag einer frustrierten Bürgerin lustig.
Die Frau beschwert sich bei Kern in rauem Ton über die ständigen Verspätungen der Schnellbahn S7 zwischen dem Wiener Stadtzentrum und dem Flughafen Schwechat. „Wer bezahlt mir die ständigen Verspätungen meiner Arbeitszeit? Ihr gescheiten Politiker habt eh eure Privatchauffeure, und was ist mit uns? Auf uns Österreicher wird einfach nicht mehr geachtet, weil es zählen ja nur mehr die Asylanten“, empört sich die Frau.
Patzige Antwort eines Mitarbeiters
Darauf antwortet ein Betreuer der Kanzlerseite patzig: „Wir wollten soeben den Schnellbahnverspätungsbeauftragten im Bundeskanzleramt zur Rede stellen und ihn bitten, die Verspätungszeiten für die S7 zu lockern, als uns eingefallen ist, dass es im Bundeskanzleramt keinen Schnellbahnverspätungsbeauftragten gibt.“
Kerns Mitarbeiter verweist darauf, dass der Kanzler nicht für die Fahrplangestaltung der Bahn zuständig sei. Und für Bahnverspätungen könne es „viele Gründe geben“, „Asylwerber zählen jedenfalls nicht dazu“, heißt es weiter.
Dass Kerns Mitarbeitern bei der alltäglichen Flut an Kritik am Regierungsstil einmal die Nerven durchgehen, ist menschlich verständlich, gehört aber nicht zu einer professionellen Social-Media-Kommunikation. Gerade Politiker müssen über eine viele höhere Reizschwelle verfügen und mit Kritik anständig umgehen können. Zudem ist die Kritik der Frau auch inhaltlich nachzuvollziehen. Viele Österreicher empfinden eine starke soziale Ungerechtigkeit in ihrem Land. Die Kluft zwischen den einfachen Bürgern und „denen da oben“ wächst und wird durch die schwache politische Handhabung der Flüchtlingskrise noch verstärkt.
Zugverspätungen wegen Flüchtlingskrise
Und: Der Hinweis, dass Asylwerber nicht an Bahnverspätungen Schuld seien, ist schlichtweg falsch. Im Vorjahr kam es im Zuge des wochenlangen Flüchtlingsansturms sehr wohl zu Verspätungen im Bahnreiseverkehr, etwa auf der Strecke von Salzburg nach München. Auch zu Verspätungen durch aggressive, schwarzfahrende Asylwerber kam es bereits öfters.
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