Welch Wunder! Regierungspolitiker, welche Inserate in Millionenhöhe an auserwählte Medien vergeben, kommen in eben diesen Medien am meisten vor.
Im Jahr 2016 wurden sogenannte „Regierungsinserate“ in der Höhe von rund 179 Millionen Euro an auserwählte Medien vergeben. Um sich einen Eindruck davon zu machen: In Summe verjubelten Regierung und regierungsnahe Unternehmen 61,7 Millionen allein in den drei Monaten Oktober, November, Dezember.
Jeden Freitag wertet die Nachrichtenagentur „APA-OTS“ in einem sogenannten „Politikerranking“ die Medienpräsenz der Politiker aus. Analysiert wird „jede einzelne namentliche Nennung eines Politikers in allen österreichischen Tageszeitungen“. Ausgewertet werden beispielhaft „Der Standard“, „Kurier“, „Heute“, „Österreich“ oder die „Krone“. Also jene Medien, die sehr umfangreich von den „Regierungsinseraten“ profitieren. Die „Krone“ wurde direkt mit 20,7 Millionen gesponsert, die „Heute“ mit 14,1 Millionen und die „Österreich“-Gruppe mit 14 Millionen.
Medien lieben ihren Kanzler
Und jetzt kommt es! Das hätte niemand gedacht! Die Regierungspolitiker sind in eben diesen Medien die Stars, um die sich alles dreht. In der Auswertung der Woche 24. bis 30. März waren die „Top 19 Plätze“ ausschließlich SPÖ- und ÖVP-Politiker, mit zwei Ausnahmen: Alexander van der Bellen auf Platz 12 und Peter Pilz (Die Grünen) auf Platz 17. Auf Platz 20 kam HC Strache (FPÖ). Christian Kern (SPÖ), dessen Kanzleramt im letzten Quartal seine Werbeausgaben verdoppelte, ist bei den Inseraten-Empfänger-Medien besonders beliebt und findet sich auf Platz 1 des Rankings.
Aber ich höre die Qualitäts-Journalisten schon beschwichtigen: „Regierungspolitiker sind eben die Regierung. Und daher berichten wir zuerst über die, bevor wir über die Opposition berichten.“ Und mit den Inseraten hat das alles sicher überhaupt nichts zu tun…
Foto: Wolfgang Grabherr (Badische Zeitung) / Wikimedia Commons